Nummer 10 · 12. März 2022 Wochenblatt für den Mühlenkreis · Weserspucker
Spenden und Wohnungen
jetzt dringend gesucht
Mit vereinten Kräften
gegen Not: Ein
Hilfskonvoi bringt
Hilfsgüter in die
Ukraine und Geflüchtete
mit zurück.
LÜBBECKE/ESPELKAMP.
Manche Dinge sind einfach
ansteckend. Als zwei Frauen
aus Espelkamp beschlossen,
Spenden zu sammeln und sich
auf den Weg in Richtung
Ukraine zu machen, ahnten
sie noch nicht, dass sie damit
eine weitere Welle der Hilfsbereitschaft
auslösen würden,
die nach Lübbecke überschwappte.
Und am 14. März
soll der Transport Richtung
Osten nun starten, der auf
dem Rückweg Kriegsflüchtlinge
mit nach Deutschland
bringen soll.
Oliver Thiele, im eigentlichen
Leben Programmierer,
wurde auf das Vorhaben von
Heilpädagogin Mechthild
Hitzeroth und ihrer Freundin
und Kollegin Halina (die nicht
mit vollem Namen genannt
werden möchte) aufmerksam
und war sofort Feuer und
Flamme. Er nahm Kontakt zu
den beiden auf und bat darum,
an ihrer Mission teilnehmen
zu dürfen, in die auch
bereits der Kirchenkreis Lübbecke
eingebunden war. Dann
begab er sich sofort ans Telefon
und verließ sein Büro erst
wieder, als er einen wichtigen
Schritt weiter war: mehr
Fahrzeuge, mehr Spenden
und den gemeinnützigen
Lübbecker Verein „Farbenfroh“
als Unterstützer gewonnen.
Auch „Der Suppen-Prinz“
aus Fiestel war sofort bereit,
der bereits im Sommer mit
seinem Suppen-Imbisswagen
im Flutgebiet viel Herz
gezeigt hatte. Er will den geplanten
Konvoi begleiten, um
vor Ort elementare Bedürfnisse
wie Hunger und Durst
lindern zu können.
Mittlerweile sind viele weitere
hilfsbereite Personen
hinzugekommen. Ein paar
von ihnen packen direkt mit
an oder fahren am 14. März
mit nach Polen. Einige spendenDinge,
diegebrauchtwerden,
die meisten unterstützen
das Vorhaben finanziell.
Die Initiatorinnen MechthildHitzerothundHalinasind
selbst überrascht, freuen sich
aber über die rege Beteiligung
an ihrem Projekt. „Es
Das gemeinsame Ziel setzt Kräfte frei: Oliver Thiele und Linda Heinzig waren sofort Feuer
und Flamme für die Idee der Espelkamperin Mechthild Hitzeroth und ihrer Freundin
Halina, Hilfsgüter in die Ukraine zu bringen und auf dem Rückweg Kriegsflüchtlinge
mitzubringen. Foto: Arndt Hoppe
fing mit einem Kaffeetrinken
an, bei dem die Idee aufkam,
Spenden zu sammeln und
loszufahren“, erzählt die
Espelkamperin. „Die Resonanz
war schnell sehr groß.“
Über den evangelischen Kirchenkreis
Lübbecke habe sich
die Information dann auch
noch sehr schnell verbreitet.
„Zuerst habe ich angefangen,
die Sachen bei mir zu
Hause zu sammeln. Aber mein
Schuppen gibt das nicht mehr
her.“ Es seien einfach zu viele
Dinge, die abgegeben würden
und die jetzt nach Lübbecke
in eine größere Sammelstelle
kämen. Mechthild
Hitzeroth ergänzt bezüglich
der Materialien: „Besonders
wichtig sind Verbände, Verbände
und nochmals Verbände,
aber auch andere medizinische
Geräte für Beatmung
oder auch Material zum Abbinden
von Verletzungen.“
Am Montag werden sie mit
acht Bullis und zwei Reisebussen
nach Polen aufbrechen
und die Dinge, die am
nötigsten gebraucht werden,
dort abliefern. Diese werden
dann umgeladen und direkt in
die Ukraine gebracht. Auf dem
Rückweg sollen dann so viele
Menschen wie möglich mit
nach Deutschland beziehungsweise
Lübbecke genommen
werden. Menschen,
die ihr Zuhause aufgeben
mussten und nun dringend
auf Hilfe angewiesen sind, um
dem Krieg in ihrer Heimat
entfliehen zu können. „Maximal
können wir 100 bis 120
Personen mitbringen“, erklärt
Oliver Thiele. „Wie viele
es letztlich werden, hängt
auch davon ab, wie viel
Wohnraum tatsächlich zur
Verfügung steht.“ Deshalb
ruft die Gruppe auf: „Wer
freien Wohnraum hat und zur
Verfügung stellen möchte,
möge sich an die Sozialämter
in Lübbecke oder Espelkamp
wenden.“
„Es ist kaum vorstellbar,
wie viele Ukrainerinnen und
Ukrainer tatsächlich auf Hilfe
angewiesen sind“, sagt
Linda Heinzig von „Farbenfroh“.
Daher bittet der eingetragene
Verein um weitere
Spenden, die mit auf den Weg
gebracht werden können. „So
banal es klingt, Geld wird am
dringendsten gebraucht“,
sagt Heinzig. Zum Beispiel für
die Finanzierung weiterer
Fahrzeuge oder für den gezielten
Einkauf vor allem für
die medizinische Versorgung
vor Ort in Polen. Dass Geld das
ist, was am nötigsten gebraucht
wird, bestätigt auch
Oliver Thiele. „Auch auf dem
Weg können wir bestimmte
Dinge günstiger in Polen kaufen,
wenn es sie dann dort
noch gibt.“ Wie es in der kommenden
Woche aussehe, sei
allerdings noch ungewiss.
Thiele steht im Kontakt mit
einem Netzwerk von 250 Helfern.
Auch personelle Unterstützung
ist erwünscht: Wer vom
14. bis 16. März Zeit hat und
mithelfen möchte, kann die
Aktion gerne unterstützen.
Sprachkenntnisse in Ukrainisch,
Russisch oder Polnisch
wären sehr hilfreich,
aber nicht zwingend erforderlich,
erläutert Linda Heinzig.
Viele Kinder und Jugendliche
sind momentan ebenfalls
höchst verunsichert und
suchen in ihren Familien, in
der Schule oder im Kindergarten
das Gespräch, weiß die
Lübbeckerin. Auch vielen
Kindern gehe die Situation der
Menschen in der Ukraine sehr
nahe und sie suchen nach Wegen,
wie sie selbst helfen können,
sagt Linda Heinzig. Daher
werden Schulklassen und
Kindergartengruppen ebenfalls
herzlich gebeten, sich an
der Aktion zu beteiligen:
„Sammelt Spenden in euren
Klassen und Gruppen und
bringt diese bis zum 12. März,
17 Uhr, zum Verein Farbenfroh,
Am Friedhof 6.“ Der Weg
der Spenden an ihr Ziel werde
in einem bildmaterialgestützten
Blog für Interessierte
nachvollziehbar sein. „Für
Lehrkräfte lässt sich dieses
Werkzeug hervorragend in
den Unterricht einbinden, um
den Schülerinnen und Schülern
aufzuzeigen, wo ihre
Spenden gerade sind und wer
sie in Empfang nimmt“, sagt
die Ehrenamtliche. Fragen
dazu beantworte der Verein
gerne. aha/fn
”Es sollen so viele
Menschen wie möglich
nach Lübbecke gebracht
werden.“
DAS WIRD DRINGEND BENÖTIGT
Annahme ist bis zum 12. März möglich
Gebraucht werden vor allem Hygieneartikel (wie Zahnbürsten,
Seife, Deodorant, Windeln, Duschgel, Desinfektionsmittel
oder Toilettenpapier), haltbare Lebensmittel (wie
stilles Wasser in 1,5-Liter-Flaschen, Dosen mit Lasche zum
Öffnen, Müsliriegel, Trockenfrüchte, Babynahrung oder -
milchpulver), Kleinelektronik (wie Batterien, Powerbanks,
Handys mit Sim-Karten und Ladekabeln, Feuerzeuge,
Streichhölzer, Taschenlampen mit Batterien) sowie kleine
Spielzeuge und Artikel für die medizinische Versorgung
(wie Verbandszeug, Pflaster, Schmerzmittel, Salben, Einweghandschuhe,
Beatmungsbeutel, OP- und FFP2-Masken).
An Kleidung werden etwa neue Unterwäsche, dünne
Regenjacken und dünne Decken oder Isomatten benötigt.
Für die Männer braucht es dringend Schutzwesten. Annahme
ist bis zum 12. März direkt beim Verein Farbenfroh (Am
Friedhof 6 in Lübbecke) jeweils von 16 bis 17 Uhr und jederzeit
nach telefonischer Absprache (Linda Heinzig: Telefon
0172/ 1870628).
Weitere Informationen zum Verein inklusive der Kontoverbindung
für eine Geldspende auf der Homepage unter
Das Gymnasium Rahden hat 17 Schüler am Management
Information Game (MIG) teilnehmen lassen.
Im Rahmen eines Praxisseminars konnten die Jugendlichen
lernen, wie vielfältig die Herausforderungen
sind, die bei einer Unternehmensführung bewältigt
werden müssen. Gastgeber war die Gauselmann
Gruppe auf Schloss Benkhausen.
MIT SPITZER FEDER
Ist abschalten erlaubt?
Frühjahr 2022. Gerade ein
Funken Hoffnung in Sachen
Corona und jetzt: Krieg.
Eine Angst löst die andere
ab. Oder kommt zur anderen
hinzu.
Wie halten wir das aus?
Dürfen wir uns noch freuen,
das Leben genießen?
Einfach mal abschalten,
keine Horror-Nachrichten
für eine Weile?
Ja.
Psychologen halten Nachrichtenpausen,
in denen wir
uns ablenken und mit anderen
Dingen beschäftigt, für
unverzichtbar. Vorschlag:
Klare Zeiten festlegen, in
denen man sich informiert.
Und dann wieder Abstand
gewinnen. Es kann hilfreich
sich klar zu machen: Wo bin
ich, wer und was um mich
herum ist wichtig? Wo kann
ich in diesem Moment wirksam
sein? Helfen wir, wo
und wie wir können. Aber
lassen wir den Krieg nicht in
unsere Herzen einziehen,
meint Ihr Weserspucker
www.farbenfroh-ev.de.
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