Weserspucker · Wochenblatt für den Mühlenkreis Nummer 49 · 4. Dezember 2021
Neu geschaffene Plätze zum Lernen: Auf der Kinderstation freuen sich Matthias Lamers und Ann-Christin Menke (vorne).
Patient Mikail Giffing hat schon einmal Platz genommen. Mit dabei sind (hinten v.l.) Klinikdirektor Prof. Dr. Stephan
Schubert, Mikails Vater Haissam und Oberarzt PD Dr. Kai Thorsten Laser. Foto: Marcel Mompour
Denkerstube eröffnet
Große Freude am HDZ: Das Bauprojekt „Monte Knirps“ ist fast vollständig
fertiggestellt.
BAD OEYNHAUSEN. Es war ein
Herzensprojekt, das Johannes
B. Kerner in der ZDF-Jubiläums
Gala „Ein Herz für
Kinder“ vor drei Jahren vorgestellt
und das jetzt Gestalt
angenommen hat: Dank Fördermitteln
in Höhe von
259.000 Euro wurden mit
einem großen Umbauvorhaben
am Kinderherzzentrum
des Herz- und Diabeteszentrum
NRW (HDZ NRW), Bad
Oeynhausen, zusätzliche
Lern-, Spiel- und Aufenthaltsräume
geschaffen für
Kinder, die aufgrund ihrer
schweren Herzerkrankung
eine lange Zeit in der Klinik
verbringen müssen.
Den Mittelpunkt bildet ein
liebevoll gestalteter Außenspielplatz,
der trotz seines
Namens „Krabbelberg“ auch
für ältere Kinder einiges zu
bieten hat. „Wir haben großen
Wert darauf gelegt, dass
der Spielbereich besonders
auch für Kinder geeignet ist,
die auf medizintechnische
Unterstützung angewiesen
sind“, erläutert Professor
Stephan Schubert, Klinikdirektor
der Kinderkardiologie.
Im Zentrum für Angeborene
Herzfehler und Kinderherzzentrum
in Bad Oeynhausen
wird das gesamte Spektrum
angeborener Herzfehlbildungen
vom Neugeborenen bis
zum erwachsenen Herzpatienten
behandelt. „Vier Kinder
auf unserer Station haben
eine künstliche Herzunterstützung
erhalten und
warten aktuell auf eine dringend
notwendige Herztransplantation“,
beschreibt Professor
Eugen Sandica, Direktor
der Klinik für Kinderherzchirurgie,
den Einsatz spezieller
Medizintechnik für
schwer herzkranke Kinder.
„Ein solches Herzunterstützungssystem
wird zur Überbrückung
der Wartezeit auf
ein Spenderherz eingesetzt
und erlaubt den meisten Kindern
eine akzeptable Lebensqualität.“
Professor Schubert
ergänzt: „Allerdings nimmt
die Wartezeit von Jahr zu Jahr
weiter zu, so dass die Kinder
und Eltern teilweise mehrere
Jahre auf der Station verbringen
müssen. Damit stehen wir
neben der komplexen medizinischen
Behandlung vor
weiteren Herausforderungen,
welch kindliche Entwicklung,
Förderung, Schule
und auch Lebensqualität insgesamt
mit beinhalten.“ Die
Spielgeräte auf dem Platz
wurden sodann auch gleich
von Thilo, Mikail und ihren
Freundinnen Betrieb genommen.
„Es geht darum, die
Kinder in einer schwierigen
und teilweise langen Zeit mit
geeigneten Spielangeboten zu
unterstützen und zu fördern“,
betont Klinikpsychologe
Matthias Lamers. Titularprof.
Dr. Otto Foit, Vorsitzender
des Fördervereins
Herz- und Diabeteszentrum
NRW e.V., der die Gesamtkosten
in Höhe von 45.000
Euro für die Ausstattung des
Spielplatzes getragen hat.
Zentrale Anliegen während
längerer Klinikaufenthalte
sind auch die Themen Schule
und Lernen. In der neuen
„Denkerstube“ auf der Klinikstation
findet Mikail mit
seiner Lehrerin Zeit und Ruhe,
um wichtige Unterrichtsinhalte
durchzugehen. Denn
auch für kranke Kinder gilt die
Schulpflicht. „In diesem
Raum kann aber auch Lerntherapie
stattfinden. Wir wollen
uns mit den individuellen,
lernbezogenen Problemen
unserer Patienten beschäftigen“,
erläutert Privatdozent
Dr. Kai Thorsten Laser.
Um Raum für die Denkerstube
und die angrenzenden Bereiche
zu schaffen, waren
aufwendige Umbaumaßnahmen
erforderlich: Ein Treppenaufgang
musste geschlossen,
neue Wände eingezogen,
Türen und Bodenbeläge
verlegt werden. Nun
stehen im Aufenthaltsbereich
der Kinderstation nur
noch wenige abschließende
Maßnahmen an. „Ohne die
Unterstützung von BILD hilft
e.V. „Ein Herz für Kinder“
wäre ein solches Großprojekt
nicht möglich gewesen“, sagen
die Klinikdirektoren Prof.
Schubert und Prof. Sandica.
Bislang nur ein selten gesehener Gast
Vogel des Jahres in Bad Oeynhausen gesichtet / Bestände in Deutschland leicht gestiegen
BAD OEYNHAUSEN. Der Wiedehopf
wurde vom NABU zum
Vogel des Jahres gekürt. Noch
ist der farbenprächtige Zugvogel
in Deutschland ein eher
seltener Brutvogel, denn der
wärmeliebende Wiedehopf
bevorzugt insektenreiche
Biotope, wie Streuobstwiesen
und Weinberge. Deshalb
sind seine Brutgebiete zum
Beispiel am Kaiserstuhl in Baden
Württemberg oder in
Brandenburg und Sachsen-
Anhalt zu finden. „Obwohl er
in der roten Liste als gefährdet
eingestuft ist, haben seine
Bestände in Deutschland
leicht zugenommen, was
wohl dem Klimawandel geschuldet
ist“, erläutert Naturschutzwart
Erwin Mattegiet.
Besondere Kennzeichen des
bunten Vogels sind sein langer
gebogener Schnabel, sowie
die aufrichtbare Federhaube.
Das Körpergefieder
des kurzbeinigen Vogels ist
hell orange-bräunlich,
Schwingen und Schwanz sind
schwarz-weiß gebändert. Der
gut amselgroße Vogel brütet
bevorzugt in Spechthöhlen
sowie Mauernischen und
Nistkästen, in die er fünf bis
sieben Eier legt. In Ostwestfalen
ist er mit viel Glück mal
als Durchzügler zu beobachten.
„Im April 2019 hatte Ronald
Kraft den hübschen
Durchzügler in einem Vorgarten
in Wulferdingsen bei
der Futtersuche entdeckt.
Geistesgegenwärtig drehte er
mit seinem Smartphone ein
Kurzvideo“, berichtet Erwin
Mattegiet. Laut des Naturschutzwartes
sei dies der erste
Nachweis eines Wiedehopf
in Bad Oeynhausen gewesen.
Die gemusterten Schwingen und die aufstellbare Federkrone
machen den Wiedehopf einzigartig.
Foto: Ralph Schieke/ Macro Tele-Film
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