Anzeigen-Sonderveröffentlichung Wirtschaft imMühlenkreis
Weißer Spargel,
schnelles Kabel
Der Spargelhof Winkelmann ist eine Institution im Mühlenkreis und
weit über die Grenzen des Landkreises bekannt. Doch das Wort
„Spargelhof“ beschreibt den Familienbetrieb nur unzureichend. Denn
hier wird weit mehr als Spargel angebaut.
MINDEN-LÜBBECKE. „Wir
haben zehn Monate im Jahr
Saison“, berichtet Friedrich
Winkelmann. Erst kommt die
Spargelzeit bis Ende Juni,
dann die Erdbeeren und
schließlich Heidelbeeren und
Himbeeren. „Rund um den
Jahreswechsel wird es etwas
ruhiger, obwohl die Vorbereitungen
auf die neue Saison
schon ab Oktober beginnen.“
Zum Winkelmann-Hof
gehören ein ganzes Netz von
eigenen Verkaufsstellen, zudem
Hofläden, ein Café, ein
Restaurant mit Biergarten
und eine Eisdiele.
Das Gespür für Chancen und
technische Möglichkeiten
scheint dabei eine Spezialität
des Unternehmers zu sein. So
sicherte er sich dank eines
Mitarbeiters schon früh die
begehrte Internet-Domain
www.spargelhof.de mit der
sein Hof im Internet gut zu
finden ist. Und in der Hochsaison
werden ganze Bustouren
zum Spargelessen und
Ausflugsprogramm mit
Moorwanderungen und Museumsbesuchen
organisiert.
Die Besucherinnen und Bescher
reisen dafür gerne von
weit an. Doch auch wenn der
Bauernhof auf mehrere Generationen
zurückblickt, ist
der Erfolg und die Größe vor
allem auf Weitblick und
unternehmerischen Mut zurückzuführen.
Der erste Spargel
wurde 1954 auf dem Hof
in Rahden-Tonnenheide gestochen.
Einen halben Morgen,
also einen Achtel Hektar
war die Mitgift der Mutter
groß. Eine recht kleine Keimzelle
des heutigen Betriebes.
Noch bis weit in die 1980er
Jahre wurde auf weniger als
einem Hektar Spargel angebaut.
Doch mit der Öffnung
der Mauer erkannten die
Winkelmänner ihre Chancen.
Seitdem kommen immer
mehr Erntehelfer, um die stetig
wachsenden Flächen zu
bewirtschaften. Der Schlüssel
zum rasanten Wachstum.
„Spargelernte ist und bleibt
Handarbeit. Es gibt zwar Versuche
mit Ernte-Robotern,
aber die bringen nicht die gewünschten
Ergebnisse.“ Daher
ist das Personal der wichtigste
Faktor für eine erfolgreiche
Ernte. „Wir haben hier
extrem hohe Personalkosten.
Eine solche Personalquote ist
zum Beispiel in der Industrie
undenkbar.“ Und dieses Personal
ist kostbar. Die Spargelstecher
leisten harte Arbeit
und erwarten – neben dem
selbstverständlichen Mindestlohn
– erstklassige Rahmenbedingungen.
Diese Rahmenbedingungen
machen
den Unterschied. Natürlich
spielen die Unterkunft und
gutes Essen eine wichtige
Rolle. Auf dem Rahdener Hof
sorgen daher mehrere eigene
Köche für das leibliche Wohl
der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter.
Das wichtigste aber ist, dass
die Kommunikation mit der
Familie zu Hause funktioniert.
Vor vielen Jahren schon
standen daher vier Telefonzellen
auf dem Hof. Auch da
war der Spargelbauer ein Vorreiter.
„Das war ein Hin und
Her mit den verschiedenen
Währungen und Münzen. Und
mit den Telefonkarten und
den unendlich vielen Tarifen
wurde es auch nicht einfacher“,
erinnert sich Winkelmann.
Als die ersten Mobiltelefone
auf den Markt kamen,
waren seine Erntehelfer
schnell damit ausgerüstet.
Kein Wunder, wenn das
Telefon für viele Monate die
einzige Verbindung zur Familie
ist. „Als ich noch so
einen alten Knochen hatte,
liefen die schon mit Smartphones
rum.“ Dafür müssen
gute Netze her. Wo vor Jahren
noch LTE oder 3G der angestrebte
Standard war, ist
heute eine deutlich höhere
Datenübertragung notwendig.
Denn der abendliche Anruf
aus der Telefonzelle wurde
längst durch Videotelefonie
ersetzt. Und die Satellitenschüssel
wird immer mehr
von den Streamingdiensten
verdrängt. Der Landwirt hatte
von Anfang an verstanden,
dass die dafür notwendige
technische Infrastruktur Teil
seiner Währung bei der Gewinnung
der begehrten Saisonarbeitskräfte
ist. Daher
wurde immer auch in diesen
Teil des Wohlbefindens investiert.
Die meisten Erntehelfer
danken es ihm mit
Treue. 85 Prozent von ihnen
kommen Jahr für Jahr wieder.
Ein fester Stamm, auf den
der Winkelmannsche Spargelhof
langfristig setzen
kann. Ein großer Vertrauensbeweis
in einer Branche, in
der gute Arbeitskräfte europaweit
stark umworben sind.
Auch die Betriebsabläufe
haben inzwischen wenig mit
dem romantischen Bild eines
Bauernhofes zu tun. Als Mitglied
einer Produktionsgemeinschaft
ist Winkelmann
regelmäßig auf große Datentransfers
angewiesen. Mit
dem Betrieb in Brandenburg
ist der Rahdener Hof über
einen Server in Berlin vernetzt.
Planung, Anbau, Ernte,
Buchhaltung, Personalmanagement,
Direktvertrieb
und die Gastronomie- das
stabil benötigte Datenvolumen
ist mit dem jedes anderen
mittelständischen Unternehmens
vergleichbar. Und
daher ist eine gute Internetanbindung
auch für einen
Spargelbauern durchaus ein
Standortfaktor. Wenn Erdbeeren
vier bis fünf Tage nicht
geerntet werden können,
werden die Pflanzen von
Mehltau befallen. Und Spargel
schießt, wie der Fachmann
sagt. Das ist zwar schön
anzuschauen, macht aber die
Arbeit eines ganzen Jahres
zunichte. Eine bedrohliche
Situation für den ganzen Betrieb.
„Wir haben erlebt, wie
schnell das gehen kann. Wenn
die Erntehelfer nicht kommen
können, sind wir aufgeschmissen.
Unsere größten
Risiken sind Unwetter, eine
Corona-Epidemie und das
nicht funktionierende Internet“,
betont Friedrich Winkelmann
die Bedeutung einer
modernen Infrastruktur.
Da ist es schwierig, wenn
die Internet-Leitungen nicht
mehr als 13 Mbit hergeben.
Manchmal auch nur 9 Mbit,
sicher aber nie die offiziell angegebenen
30 Mbit. „Ich weiß
nicht, wer das gemessen hat.
Aber das waren wohl eher
theoretische Werte“, wundert
sich Friedrich Winkelmann
noch heute. Als vor fünf
Jahren auf einer Bürgerversammlung
die ersten Überlegungen
zum Glasfaserausbau
diskutiert wurden, war er
gleich Feuer und Flamme.
„Ich habe damals klar gesagt,
dass wir in der Region
das brauchen.“ Es ist davon
auszugehen, dass der imposante
Ostwestfale dies mit
Nachdruck vorgetragen hat.
Umso größer die Ernüchterung,
als der Spargelhof nicht
im Ausbaugebiet lag. Die offizielle
Datenmenge lag
knapp über der Bemessungsgrenze.
Mehr als verwundert
war Winkelmann dann, als
das so genannte Backbone,
also die Glasfaser-Hauptleitung,
Anfang des Jahres direkt
an seinem Hof verlegt
wurde. Das glasfaserschnelle
Internet mit der ersehnten
Geschwindigkeit von 10.000
Mbit pro Sekunde lag auf der
anderen Seite der Straße und
somit unerreichbar. Sofort
ergriff er resolut die Initiative.
Denn die Zeit drängte. „Ab
April geht es bei uns hoch her,
da kann ich die Systeme nicht
mehr umstellen. Und ein weiteres
halbes Jahr wollte und
konnte ich nicht warten.“ Die
Lösung erschien ihm in Person
eines GREENFIBER-Mitarbeiters
aus der Region. Der
versprach baldige Abhilfe.
Das Telekommunikations-
Unternehmen ist gerade mit
der Errichtung des Glasfasernetzes
im Mühlenkreis beauftragt
und hatte auch die
Glasfaser-Leitungen vor Ort
verlegt. Doch die Bedingung
des Spargelbauers schien
auch für das wendige Internetunternehmen
etwas zu
ambitioniert. Bis zum 31.März
sollte der Hof an das schnellste
Internet Europas angeschlossen
werden. Das ist
recht kurzfristig, wenn man
sich erst am 15. desselben Monats
auf das Projekt verständigt
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Engagierter Unternehmer: Friedrich Winkelmann. Foto: Hinrich Bernzen
hat. Doch zum Erstaunen
einiger hielt GREENFIBER
Wort. Dafür musste extra
ein Spülbohrer quer durch
den Landkreis gefahren werden,
der das begehrte Leerrohr
ohne Beschädigung
unter der Straße durchziehen
konnte. In einer Sonderschicht
an einem Samstag näherte
sich das begehrte Glasfaserkabel
dem Hof. Winkelmanns
großes Glück war, dass
die deutlich zeitintensivere
Schalttechnik bereits
vorhanden war. Der enorme
Aufwand rechnete sich auch,
weil der Spargelbauer Winkelmann
die umliegenden
Häuser mit im Blick hatte.
Mehrere junge Familien profitieren
so in naher Zukunft
von der tatkräftigen Initiative
ihres Nachbarn. Doch trotz
der hervorragenden Rahmenbedingungen
glaubten
nicht alle an die Einhaltung
des Zeitplans. Denn die Errichtung
eines Glasfasernetzes
bis zum Hausanschluss
kann auch schon mal mehrere
Jahre dauern. Und doch
hing der Hausanschluss
pünktlich an der Wand und signalisierte
blinkend die Einsatzbereitschaft.
Mit der Geschwindigkeit
hatte selbst der
stets agile Landwirt nicht gerechnet.
Pünktlich zur ersten
heißen Phase des Jahres läuft
das Internet nun reibungslos.
Noch immer kann sich
Friedrich Winkelmann an der
neuen Technik begeistern.
„Das waren früher riesige
Schaltkästen und heute hängt
da so ein kleines Ding. Da
kommt alles durch. Phänomenal!“
100-mal schneller
als das bisherige Kupferkabel.
Tatsächlich ist die reine
Glasfaser dünner als ein Haar.
Und die macht vieles möglich.
So wechselt der Landwirt
mehrfach am Tag seinen
Arbeitsplatz, je nachdem,
wo gerade Platz ist.
„Eingeloggt und peng: da sind
die Daten!“ Und auch seine
Erntehelfer profitieren vom
neuen Internet. Videotelefonie
am Abend ist auch bei vielen
parallelen Anrufen ohne
Probleme möglich, wenn andere
ihre Serien in HD-Qualität
ohne Ruckeln streamen.
”Unsere größten
Risiken sind Unwetter,
eine Corona-Epidemie
und ein nicht funktionierendes
Internet.“
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