Weserspucker · Wochenblatt für den Mühlenkreis Nummer 20 · 21. Mai 2022
Die Stadt am Fluss
Die Entwicklung des Glacis und die Neugestaltung der Weserpromenade
standen im Mittelpunkt des diesjährigen „Tags der Städtebauförderung“
in Minden.
MINDEN. Mitarbeitende der
Stadtplanung und der Städtischen
Betriebe Minden
(SBM) informierten interessierte
Bürgerinnen und Bürger
unter der Rathauslaube
mit Plänen und Broschüren
über die laufenden Projekte.
Für diese erhält Minden Städtebaufördermittel
des Landes
Nordrhein-Westfalen.
Mit zehn Teilnehmenden
ging es dann am Mittag auf
eine geführte Radtour durch
das Glacis – durch die fast
vollständig erhaltene Ringform
die bedeutendste Anlage
in der Tradition der Wallgrünflächen
in Ostwestfalen
Lippe. Hier stellten Cindy
Werner (Stadtplanung) und
René Kreß (SBM – Grünflächen
und Bestattungswesen)
zunächst den ersten Bauabschnitt
zur Umsetzung des
2020 beschlossenen Pflegeund
Entwicklungskonzeptes
im Fischerglacis vor. Das
Konzept soll eine verlässliche
Basis für alle zukünftigen
Entscheidungen der Stadt
sein und ist gleichzeitig auch
eine Grundlage für die Beantragung
von Fördermitteln.
Mit der Sichtung von zu fällenden
Bäumen und von Freiflächen
für Nachpflanzungen
sowie der Anlage einer Testfläche
für Laubentnahmen
beginnen die Maßnahmen ab
Oktober dieses Jahres im Fischerglacis.
„Das Glacis ist
lange nicht so artenreich, wie
man denkt und der Boden leidet
unter hohem Nährstoffeintrag
vor allem durch Hundekot
und verrottende Blätter“,
erläutert Gartenbautechniker
René Kreß der interessierten
Bürgerschaft.
Das führe zu geringerem
Wurzelwachstum, insbesondere
weniger Feinwurzeln.
Daraus resultieren Kronenverlichtungen
und eine höhere
Anfälligkeit der Bäume
gegen Windwurf und Trockenheit
– gerade das brauche
der Waldpark angesichts
des Klimawandels nicht.
Weiter ist im Fischerglacis
geplant – und auch in den
weiteren Abschnitten – Fußund
Radwege in wassergebundener
Bauweise zu erstellen,
Sukzessionsgehölze zu
entfernen, Blickbeziehungen
zu schaffen sowie den Teich
an der Kaiservilla zu entschlammen
Rene Kress bei der Glacisführung: Das Areal ist nicht so artenreich, der Boden leidet
unter hohem Nährstoffeintrag vor allem durch Hundekot und verrottende Blätter.
und mit einem
Aufenthaltsbereich zu gestalten,
erläutert Kreß, der viele
Fragen der Teilnehmer beantworten
musste. Im weiteren
Verlauf der Radtour
wurde im Botanischen Garten
ein Bereich vorgestellt, wo
die SBM klimaresistente Bäume
gepflanzt haben und deren
Entwicklung beobachten
wollen. Laut Konzept für das
Glacis sollen Radfahrer und
Fußgänger künftig möglichst
getrennt durch die Grünanlage
geführt werden, weil es
hier in der Vergangenheit immer
wieder Konflikte gegeben
hat. Dafür müssen einige
Wege ausgebaut werden und
andere sollen verschwinden.
Die Radfahrenden sollen
künftig auf 2,50 Meter breiten
gepflasterten Wegen fahren
und die Fußgänger auf
2,20 Meter breiten Wegen mit
wassergebundener Decke gehen
können. Für die Straßenquerungen
stehen noch die
Planungen an.
Der Bereich Weserpromenade
soll nach einem 2021 abgeschlossenen
Wettbewerb
neugestaltet werden. Im vergangenen
Jahr wurden die
eingereichten Ideen bewertet
und drei Preisträger gekürt. In
diesem Jahr sollen die konkreten
Planungen zur Umgestaltung
der Weserpromenade
beginnen. Am Stand wurde
der gekürte Wettbewerbsbeitrag
des Landschaftsarchitekturbüros
Franz
Reschke aus Berlin gezeigt.
Im zweiten Teil der Radtour
stellte Merle Rottmann (Bereich
Stadtplanung) die Planung
des Siegerentwurfes vor
und erläuterte die Ziele der
künftigen Umgestaltung der
Weserpromenade. Die geplante
Umgestaltung zeichnet
sich insbesondere durch
eine verbreiterte, urbane Promenade
aus, die künftig von
Fußgängern und Radfahrern
gleichermaßen genutzt werden
kann.
Die Schlagde soll nach der
Reduktion der Stellplätze ein
multifunktionaler Raum
werden, der Aufenthaltsqualität,
eine bessere Verbindung
zur Innenstadt und
einen direkteren Zugang zum
Wasser bietet. Mit der neuen
Weserpromenade soll das
Potenzial der Lage am Wasser
genutzt und ein neuer Anziehungspunkt
in Minden geschaffen
werden.
Perspektiven für den Grüngürtel der Stadt: der Teich an der Kaiservilla soll entschlammt
und mit einem Aufenthaltsbereich gestaltet werden.
”Mit der neuen
Weserpromenade soll die
Lage am Wasser genutzt
und werden.“
Grüne Infrastruktur soll
gefördert werden
Hintergrundinfos zur Städtebauförderung
MINDEN. Für starke Quartiere,
ein attraktives Lebensumfeld
und ein gutes Leben in der
Nachbarschaft – die Städtebauförderung
ist eines der
wichtigsten Instrumente der
Stadtentwicklung. Als gemeinschaftliche
Aufgabe von
Bund, Ländern und Kommunen
unterstützt sie seit 1971
unsere Städte und Gemeinden,
nachhaltige Lösungen
für die Zukunft zu entwickeln
und umzusetzen.
Immer wieder neue und
sich ändernde Herausforderungen
wirken sich auf das
Zusammenleben in Stadt und
Land aus. Dazu zählen Klimaschutz
und Anpassung an
den Klimawandel, Digitalisierung
und demografischer
Wandel, Strukturveränderungen
bei Handel und Gewerbe,
die Erneuerung der
kommunalen Infrastruktur,
aber auch die Erhaltung der
städtebaulichen Identität und
die soziale Integration sowie
die Corona-Pandemie. Hier
setzt die Städtebauförderung
an und unterstützt Städte und
Gemeinden bei der Bewältigung
dieser und weiterer
städtebaulicher Aufgaben.
Die Kommunen erhalten dafür
Finanzhilfen von Bund
und Ländern, die sie um eigene
Haushaltsmittel ergänzen.
Mit in der Regel je einem
Drittel beteiligen sich Bund,
Land und Kommune an der
Städtebauförderung.
Der Tag der Städtebauförderung
zeigt, wie die Programme
der Städtebauförderung
wirken, und mit welch
großem Engagement in den
Kommunen gearbeitet wird.
Die seit 2020 bestehenden
Bund-Länder-Programme
„Lebendige Zentren“, „Sozialer
Zusammenhalt“ sowie
„Wachstum und nachhaltige
Erneuerung“ sprechen die
aktuellen Problemlagen gezielt
an und berücksichtigen
auch wesentliche Querschnittsaufgaben.
So sind Maßnahmen zum
Klimaschutz oder zur Anpassung
an den Klimawandel,
insbesondere zur Verbesserung
der grünen Infrastruktur,
Voraussetzung für eine
Förderung. Weitere Schwerpunkte
sind die Verstärkung
der interkommunalen Zusammenarbeit,
die Stärkung
von Stadt-Umland-Beziehungen
sowie die Unterstützung
zivilgesellschaftlichen
Engagements. Auch in 2022
stellt der Bund 790 Millionen
Euro für die Städtebauförderung
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