Weserspucker · Wochenblatt für den Mühlenkreis Nummer 53 · 31. Dezember 2021
Das anfallende Stroh von der Getreideernte wird in Rundballen gepresst, nachdem das Korn geerntet wurde. Es wird
als Futter und Einstreu für die Tiere verwendet. Foto: Florian Pottkamp
Vielen Bauernfamilien
fehlen klare Perspektiven
„Auch am Ende des Jahres 2021 beschäftigt uns die Corona-Pandemie“,
erklärt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes
Minden-Lübbecke Rainer Meyer in seinem Jahresrückblick.
MINDEN-LÜBBECKE. „Der
Virus hat uns und das gesellschaftliche
Leben weiter im
Griff.“ Ebenso spürt die
Landwirtschaft die Auswirkungen
nach wie vor. 2021 sei
ein bewegendes Jahr gewesen.
„Durch Corona sind die
Märkte extrem durchgeschüttelt
worden“, berichtet
Meyer. Einige Märkte hätten
sich positiv entwickelt, andere
würden extrem leiden.
„Was uns alle belastet, sind
die enorm gestiegenen Kosten
für Energie, Futter und
Dünger“, schildert der Vorsitzende.
„Durch den Regen im Frühling
ist die Grasernte erfreulich
gut ausgefallen“, so der
Vorsitzende. Landwirtsfamilien
mit Rindern, Pferden und
Schafen müssten sich nicht
wie in den letzten drei Dürrejahren
Sorgen um das Futter
machen. Bei Getreide und
Raps sind die Bauern mit den
Erträgen zufrieden. Bei den
Herbstfrüchten wie Kartoffeln
fiel die Ernte durchschnittlich,
beim Mais gut
aus. Bei den Zuckerrüben sind
die Erträge gut bis durchschnittlich,
allerdings durch
weniger Sonne mit geringeren
Zuckergehalten als im
Vorjahr.
Für die Ackerbauern erfreulich
seien die deutlich gestiegen
Getreidepreise. „Auch
beim Rindfleisch sind die Erzeugerpreise
nach schwierigen
Jahren derzeit auskömmlich“,
berichtet der
Vorsitzende. Jedoch seien die
Milcherzeugerpreise nach
wie vor nicht kostendeckend,
trotz positiver Marktsignale.
Auch beim Geflügelfleisch sehe
es nur mittelprächtig aus.
„Doch vor allem die
Schweinebauern kämpfen
seit Monaten mit einem Mix
aus ruinösen Erzeugerpreisen,
explodierenden Produktions
wie Futterkosten und
Marktverwerfungen durch
Corona.“ Zunehmende Ausweglosigkeit
mache sich vielfach
auf den Höfen breit.
Niedrige Preise verbunden
mit stetig steigenden Anforderungen
und Auflagen sowie
unklaren politischen und
gesetzlichen Rahmenbedingungen
nehmen den Bauernfamilien
die Zukunftsperspektiven.
„Wenn die Politik eine Lebensmittelerzeugung
und
Landwirtschaft in Deutschland
erhalten möchte, muss
sie jetzt endlich Perspektiven
aufzeigen und klar danach
handeln“, fordert der Vorsitzende.
Die heimischen Landwirte
haben die Tierhaltung
immer weiterentwickelt, dazu
sind sie auch in Zukunft
bereit. „Dazu brauchen wir
Planungssicherheit, eine
langfristige Finanzierung
und eine Genehmigungsfähigkeit
durch ein Bau- und
Umweltrecht, das Ställe mit
mehr Tierwohl ermöglicht“,
schildert Meyer.
Der Vorsitzende ist überzeugt,
dass in Deutschland
weiterhin eine Tierhaltung
wichtig sei. „Alles andere ist
nicht nachhaltig“, untermauert
er. Denn: Sie machen
Biomasse, die für den Menschen
direkt nicht nutzbar ist,
erst essbar. „Auf unseren Feldern
können wir nicht nur
Brotgetreide anbauen“, erklärt
der Vorsitzende. Eine
nachhaltige Fruchtfolge bestehe
zusätzlich aus Ackerfrüchten
wie Mais, Wintergerste
oder Triticale (Kreuzung
aus Roggen und Weizen).
„Außerdem hatten wir
in diesem Jahr durch die
feuchte Witterung keine entsprechenden
Backeigenschaften
beim Brotgetreide.“
Was nicht in der Backstube zu
verwerten sei, wandere in den
Futtertrog.
”Durch Corona sind
die Märkte extrem
durchgeschüttelt worden.“
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